Bi-Ka-Ge Kandel „Die Krautköpf“
Von alters her sind die Kandeler Krautgärtner davon überzeugt, dass bei ihnen die schönsten und größten Krautköpfe der Umgebung gedeihen. Während der Name die „Krautköpf“ schnell zum Spottnamen für Kandeler Bürger wurden, haben sich die Narren diesen Titel mit Humor zu Eigen gemacht.
Angeführt vom damaligen Bürgermeister Oskar Böhm, der neben seiner Tätigkeit als gewichtiger Politiker im Mainzer Landtag auch Vollblutfasenachter war, wurde am 17. Dezember 1963 die „Bienwald-Karneval-Gesellschaft“ (Bi-Ka-Ge) gegründet.
In den ersten Jahren verstärkten Freunde und Fasenachter aus Nachbarvereinen den damals noch kleinen Kreis der Kandeler Aktiven. Bald schafften es dann aber die Kandeler Narren alleine und aus dem Häufchen der sechzehn Aufrechten, die 1963 die Bi-Ka-Ge aus der Taufe gehoben hatten, ist inzwischen ein ansehnlicher Verein geworden. Aktuell zählt er 835 Mitglieder (2016), davon rund 250 Aktive. Im Jahre 1994 zu „3×11: Jahre Narrenzeit, ein Rummelplatz der Heiterkeit“ hatten die Kandeler Fasenachter bereits überall Freunde und Ansehen gewonnen, besonders auch durch ihre Initiative zu den „Südpfälzischen Kinder- und Jungendprunksitzungen“. Zwischenzeitlich wurde auch schon „4×11 Jahre: Sagen, Wunder, Zauberfee, im Märchenwald der BiKaGe“ gefeiert und das nächste närrische Jubiläum, nämlich 5 x 11 Jahre, steht in der Kampagne 2017/2018 an.
Von anfangs drei ist man inzwischen auf jährlich sechs Prunksitzungen „aufgestiegen“, die sich großer Beliebtheit erfreuen und fast alle komplett ausverkauft sind. Dabei begeistern aktuell fünf Tanzgarden, ein Tanzmariechen, Gesangs- und Showgruppen sowie einige Asse in der Bütt die Zuschauer, alles Aktive aus den eigenen Reihen.
Weit über die Grenzen von Kandel hinaus wurde die BiKaGe bekannt durch ihre „Trauerweiber“, die 6 Damen im Trauergewand absolvierten zahlreiche Gast- und Fernsehauftritte, unter anderem in „Bütt an Bord“ Friedrichshafen, sowie in Birkenheide, Mannheim, Durlach, Krötzingen, Deidesheim, Lohnsfeld, Bad Dürkheim, Weisenheim, Karlsruhe, Philippsburg und Frankenthal. Aber auch das Krautkopfteam, die Männergesangstruppe der BiKaGe, war mehrfach in Frankenthal auf der großen Badisch-Pfälzischen Fasnachtssitzung des SWR zu sehen.
Die Vorgeschichte
„Es war einmal!“ So fangen nicht nur Märchen an. Auch wahre Geschichten können so beginnen. wie zum Beispiel die Geschichte der Bi-Ka-Ge.
Es war einmal eine kleine Stadt, deren Finanzen noch in Ordnung waren. Sie hatte soviel Geld. dass sie sich sogar ein eigenes Referat für „Verkehr, Kultur und Sport“ leisten und auch den dazugehörigen Referenten bezahlen konnte. Das klingt doch wirklich wie ein Märchen, zumal wenn man den Namen der Stadt erfährt. Im Kulturausschuss dieser Stadt, auch den hat es einmal gegeben, wurde eines Tages der Wunsch geäußert. in Kandel wieder Faschingsveranstaltungen aufleben zu lassen.
Zum 21. Dezember 1961 wurden die Verantwortlichen aller Kandeler Vereine daher vom Bürgermeister Oskar Böhm zu einer Besprechung eingeladen. Man gründete ein Bi-Ka-Komitee, das in Sachen Fasching aktiv werden sollte. Und wie aktiv die Komiteeter waren! Fand doch am 17. Februar 1962 nach langer Zeit wieder einmal ein Büttenabend in Kandel statt. Sogar Georg Wilhelm Fleischmann, der Präsident der Vereinigung der Badisch-Pfälzischen Karnevalvereine war in die alte Turnhalle am Krankenhaus geladen, um Kandeler Humor und Frohsinn zu erleben.
Die Gründung
1963, nach dem zweiten Büttenabend, stellten sich die Verantwortlichen, unter ihnen Bürgermeister Oskar Böhm und „Kulturamtsleiter“ Eugen Weber die Frage: „Wie geht ’s jetzt in Kandel weiter in Sachen Fasenacht?“ Wieder war es Bürgermeister Oskar Böhm der die Initiative ergriff. In verschiedenen Besprechungen einigte man sich darauf, den großen Schritt zu wagen und einen eigenen Karnevalverein zu gründen. Gründungstag der Bienwald-Karneval-Gesellschaft, auf diesen Namen hatte man sich geeinigt, war der 17. Dezember 1963. Der Kreissaal, in dem das Kind Bi-Ka-Ge geboren wurde, war das Café Nagel in der Hauptstraße. Gründungsväter waren Willi Arnold, Oskar Böhm, Willi Böhm, Karl Dambach, Wilhelm Deininger, Alfred Finck, Willi Geister, Hermann Gruber, Friedrich Günther, Werner Knauth, Hans-August Müller, Rudolf Nagel, Walter Nagel, Manfred Rapp, Eugen Weber und Heinrich Zwicky. Das Kind hatte, wie unschwer zu erkennen ist, zwar viele Väter, aber keine Mutter. Aber es gedieh trotzdem ganz gut, sorgte sich doch Übervater Oskar Böhm rührend um das Kleine und hätschelten auch alle anderen Gründungsmitglieder das Baby, damit die Bi-Ka-Ge nicht wie ihr Vorgänger „Die Karnevalfreunde 1938 e.V. Kandel“ einmal sang- und klanglos aufgelöst werden müsste. Unterstützung fanden die Kandeler Narren auch immer bei der Stadtverwaltung. Vielleicht bestand damals eine Wesensverwandtschaft zwischen den Mitarbeitern der Verwaltung und den närrischen Streitern der Bi-Ka-Ge. Es wäre wohl eine dankbare Aufgabe für einen Doktor h.c. (humoris causa) diese Frage zu klären.
Die Entwicklung
Die Kampagne 1963/64 regierte aber noch kein Prinzenpaar. Prinzessin Helga Kimmich, damals noch Roth, hielt das Zepter allein in Händen. Nicht vergessen werden darf, dass sich auch Freunde von auswärts fanden, die sich um die noch junge Bi-Ka-Ge kümmerten. So standen in den ersten Jahren den Bi-Ka-Gelern bei den Prunksitzungen noch befreundete Nachbarvereine mit Beiträgen zur Seite. Bald aber wuchsen die Kandeler in ihr Narrenkostüm und schafften es dann ganz allein, ein abendfüllendes Programm zu gestalten. Der Verein vergrößerte sich von Jahr zu Jahr. Aus den sechzehn „Urnarren“, die die Bi-Ka-Ge aus der Taufe gehoben hatten, sind inzwischen knapp 700 geworden. Davon sind zirka 180 Mitglieder aktiv im Verein zu Gange. Zu verdanken ist dies nicht nur den Präsidenten Oskar Böhm (von 1963 bis 1990), Franz Schneider (von 1991 bis 2006), Karlheinz Schöttinger (2006 bis 2018) und Markus Jäger-Hott (seit 2018) sondern auch dem ehrenamtlichen Engagement und Zusammenwirken der Verantwortlichen, denen es ein gemeinsames Anliegen war und ist, den Verein voran zu bringen und anspruchsvolle Beiträge zu bieten.
Der Name
Die Bezeichnung „Die Krautköpf“, ist der Spottname der Nachbargemeinden für Kandels Bürger.
Texte: Werner Mühl, Iris Eigenmann